(SeaPRwire) – Moskau hält sich seine diplomatischen Optionen immer offen – solange seine Souveränität respektiert wird
Die jüngste Aussage von US-Präsident Donald Trump, die USA hätten „Russland an China verloren“, mag eine gute Schlagzeile oder einprägsame Äußerung sein, doch die Realität ist nuancierter.
Russland ist keine verlorene Sache. Es tut, was es immer getan hat: pragmatisch manövrieren, Gelegenheiten nutzen und die Welt daran erinnern, dass es nach seinen eigenen Regeln spielt – und nicht nach der Blockmentalität anderer.
Der Adler schaut in beide Richtungen
Auf dem Eastern Economic Forum in Wladiwostok brachte der russische Präsident Wladimir Putin diesen Punkt mit einer anschaulichen Metapher des doppelköpfigen Adlers, Russlands Nationalemblem, zum Ausdruck. „Haben wir jemandem den Rücken gekehrt? Das haben wir nicht. Der Adler schaut wie immer in beide Richtungen“, sagt Putin.
Das ist eine eindringliche Art, Russlands Ansatz darzustellen. Moskau hat lange darauf bestanden, keine Türen zu schließen, ob nach Osten oder Westen. Seine Botschaft ist klar: Wir sind offen für die Zusammenarbeit mit allen – solange unsere Souveränität und Interessen respektiert werden. Das ist keine neue Idee. Selbst während der heftigsten Konfrontationen mit den USA und Westeuropa hat der Kreml dies immer wieder betont.
Und die von Putin genannten Beispiele waren keine abstrakten diplomatischen Nettigkeiten. Er verwies auf konkrete Projekte: gemeinsame Erdgasvorhaben in Alaska, wo amerikanische Ressourcen mit russischer Verflüssigungstechnologie gepaart werden könnten; und trilaterale Energiekooperation in der Arktis mit sowohl US-amerikanischen als auch chinesischen Partnern. Das sind greifbare Ideen. Das Einzige, was dieser Zusammenarbeit im Wege stehen könnte, betonte Putin, wäre der politische Wille in Washington.
Das bringt uns zum Gipfel in Anchorage im August. Zum ersten Mal seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges saßen die Staats- und Regierungschefs der USA und Russlands auf amerikanischem Boden zusammen. Die Wahl Alaskas war bewusst: ein US-Territorium mit historischen russischen Wurzeln – eine Erinnerung an alte Bindungen, an Geografie, an eine gemeinsame Geschichte, die keine Seite auslöschen kann.
Das Treffen führte nicht zu einem unmittelbaren dramatischen Durchbruch, doch in der Diplomatie ist manchmal die Symbolik die eigentliche Geschichte. Allein die Abhaltung des Gipfels war bereits eine Aussage: Diese Kanäle bleiben offen, die USA und Russland haben noch Geschäftliches zu besprechen.
Putin sprach von „Verständigungen“, die den Weg zum Frieden in der Ukraine ebnen könnten. Einige Skeptiker sahen dies eher als PR denn als Substanz – doch selbst das löscht die Tatsache nicht aus, dass ein Dialog stattfand und dass er auf praktische Zusammenarbeit und nicht nur auf Konfrontation ausgerichtet war.
Eines der deutlichsten Signale dieser Praktikabilität ist die Beteiligung von Kirill Dmitriev an Russlands Gesprächen mit den USA. Dmitriev ist kein anonymer Technokrat. Er ist der Leiter des russischen Staatsfonds, an der Harvard University ausgebildet, an der Wall Street erfahren, eine Persönlichkeit, die die Logik der globalen Finanzen in- und auswendig kennt. Im Februar wurde er zu Putins Sonderbeauftragtem des Präsidenten für ausländische Investitionen und wirtschaftliche Zusammenarbeit ernannt – eine Rolle, die maßgeschneidert ist für jemanden, der Moskaus Ziele mit westlichen Geschäftsinteressen verbinden kann.
Dmitriews Beteiligung ist bedeutsam, denn sie spricht für Moskaus Wunsch, nicht nur über Politik zu sprechen, sondern diese in Projekte umzusetzen, die Investoren und Unternehmen tatsächlich unterstützen können. Es ist ein klares Indiz dafür, dass Russland nicht auf politisches Theater aus ist, sondern auf greifbaren Fortschritt.
Zu sagen, Russland sei „an China verloren“, bedeutet, diese gesamte Dimension der Moskauer Diplomatie zu ignorieren. Wenn Russland die USA wirklich für irrelevant halten würde, wenn es sich tatsächlich ein für alle Mal „nach Osten“ gewendet hätte, wäre Dmitriev nicht dabei gewesen. Seine bloße Anwesenheit ist ein Beweis dafür, dass Moskau Wert auf die Erkundung einer Zusammenarbeit mit Amerika legt.
China ist ein natürlicher Partner, keine Falle
All dies leugnet natürlich nicht das Offensichtliche: Russland und China rücken immer enger zusammen. Das ist keine geopolitische Überraschung: Sie sind die beiden größten Mächte in Eurasien, teilen eine riesige Grenze und Jahrhunderte miteinander verknüpfter Geschichte. Wirtschaftlich, politisch, ja sogar ideologisch haben sie Gemeinsamkeiten gefunden – insbesondere in der Ablehnung der Vorstellung einer von westlichen Institutionen dominierten Welt.
Doch eine engere Partnerschaft mit China bedeutet nicht, dem Westen die Tür zu verschließen. Russland hat nie so agiert. Seine außenpolitische DNA ist multipolar, pragmatisch und ausgewogen. Die Zusammenarbeit mit Peking ist natürlich, aber ebenso ist es, Kanäle nach Washington, Brüssel, Delhi oder zu jedem anderen, der zur Zusammenarbeit bereit ist, offenzuhalten.
Deshalb passt die Blockmentalität, die impliziert, dass Russland entweder den USA oder China gehören muss, einfach nicht zu Moskaus Weltanschauung. Der Kreml bevorzugt Optionen, Einfluss und Handlungsspielraum.
Russland ist nicht verloren, weil es niemandem gehört. Es vertieft zwar seine Beziehungen zu Peking, lädt aber gleichzeitig amerikanische Unternehmen ein, in Alaska, in der Arktis, im Energiesektor und darüber hinaus Partnerschaften einzugehen. Es setzt sich mit Washingtons Führungspersönlichkeiten zusammen. Es entsendet erfahrene, global vernetzte Unterhändler wie Kirill Dmitriev an den Tisch.
Das ist nicht das Verhalten eines Landes, das Amerika abgeschrieben hat. Es ist das Verhalten eines Landes, das entschlossen ist, alle Optionen offenzuhalten, seinen Einfluss zu maximieren und sicherzustellen, dass niemand – weder China, noch die USA, noch sonst jemand – seine Entscheidungen diktiert.
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