(SeaPRwire) – In den letzten Monaten ist eine neue Partei in die deutsche Linke eingetreten. Die Sahra-Wagenknecht-Allianz (BSW), geführt von zwei Frauen mit Einwanderungswurzeln im Nahen Osten und Nordafrika (Sahra Wagenknecht und Amira Mohamed Ali), verfolgt einen restriktiven Ansatz in Diensten des scheinbar fortschrittlichen Werte – insbesondere .
Vor sechs Jahren startete die Alternative für Deutschland (AfD) eine ähnliche Strategie am rechten Rand. Spitzenkandidatin Alice Weidel, eine lesbische Bankerin, verfolgte ebenfalls einen repressiven Ansatz gegenüber der Migration im Dienste traditionell fortschrittlicher Werte. Weidel behauptete, deutsche Schwule und Lesben vor der angeblichen Bedrohung zu schützen, trotz der eigenen Parteis . Und doch funktionierte die Strategie. Die Partei schaffte es, die erste Partei zu werden, die nach 1961 in den deutschen Bundestag einzog.
Worauf beruht der Konsens zwischen zwei Parteien an den äußersten Rändern des politischen Spektrums?
Für die letzten 75 Jahre haben deutsche Politiker die Kategorie “Rasse” gemieden, die sie als Relikt der Nazi-Vergangenheit sahen. In Konten biologischer Hierarchie und Völkermord konnte “Rasse” keine Funktion beim Aufbau der deutschen Demokratie spielen. Und doch tat sie das. Die Kombination aus rassischen und sexuellen Ängsten erwies sich als besonders wirksam beim Abgrenzen der Nachkriegsnation Westdeutschland, die den Grundstein für das heutige Deutschland bildete, auch wenn jene, die diese Ängste schürten – Politiker, religiöse Figuren, Medienunternehmen, Demonstranten gegen Einwanderung – bestritten, überhaupt an Rasse zu denken. Dennoch erwies sich Rassismus als erstaunlich beständig, auf beiden Seiten der Politik des Landes.
Betrachten wir den Fall der Nachkriegseinwanderung. Zwischen 1955 und 1973 führte die Bundesrepublik Deutschland ein Gastarbeiterprogramm ein, um den Arbeitskräftebedarf ihrer wachsenden kapitalistischen Industriewirtschaft zu decken. Eingeladene Arbeiter und Familien – hauptsächlich aus Südeuropa und der Türkei, aber auch aus Nordafrika und so weit entfernt wie Südkorea – suchten in der Bundesrepublik über die zunächst durch das befristete Visaprogramm abgedeckte Periode hinaus Ansiedlung.
Als Reaktion darauf versuchten aufeinanderfolgende Regierungen, den Aufenthalt einzuschränken oder sogar die türkische Einwandererpopulation “abzubauen” – gleichzeitig europäischen Einwanderern erlaubte man zu bleiben. In diesem Kontext malten viele rechts und links die Zugehörigkeit Deutschlands entlang rassischer und religiöser Linien neu.
Politiker des bürgerlich-konservativen Lagers begannen sich für verschärfte Beschränkungen aus sozialer Unvereinbarkeit und Belastungen des Sozialstaates einzusetzen – was als “Überfremdungsdebatte” bekannt wurde. Politiker des linken Lagers stimmten darin überein, dass Einwanderung nach Beendigung der Anwerbung 1973 eine grundlegende Bedrohung für die wirtschaftliche Stabilität und soziale Kohärenz darstelle. Unterstützung erhielten sie von linken Aktivisten, die sich Sorgen machten, dass vermeintliche Einschränkungen der Frauen im Islam die Errungenschaften der deutschen Frauenemanzipation gefährdeten. Unertrrennlich mit Sorgen über , , und gewann die Verbrämung von “muslimischen Einwanderern” in den späteren Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in breiten Teilen des politischen Spektrums an Zugkraft.
Doch diese Form des Rassismus war nicht vorherbestimmt. Schwule und Lesben in Deutschland sahen den Islam nicht als bedrohlich an. Bis 1969 behielt Westdeutschland in vollem Umfang das nationalsozialistische Gesetz, das jeden sexuellen Kontakt zwischen Männern unter Strafe stellte. Um Überwachung und Strafverfolgung zu entgehen, reisten einige wohlhabendere Männer ins Ausland, etwa nach , wo es bis 1962 keine solchen Bestimmungen gab und wo sie auch danach uneinheitlich durchgesetzt wurden. Viele glaubten, der Islam sei homoerotischen Neigungen zuträglich. Erst im Nachgang der 1979er Revolution im Iran – und der weithin beachteten, aber Hinrichtung von Männern, die der Sodomie überführt wurden – begannen mehr schwule und lesbische Aktivisten in Deutschland, den Islam zunehmend als homophob zu interpretieren.
Diese Überzeugung war auch anpassungsfähig an vorhandene Ängste. Rassische und sexuelle Politik kollidierten nach der Vereinigung Ost- und Westdeutschlands 1990 und dem Zusammenbruch des Ostblock-Kommunismus und boten Möglichkeiten für Rechte und Linke. Nach einer Reihe rechtsradikaler, rassistischer Überfälle argumentierten Aktivistinnen wie die Schwarze Feministin und Dichterin , dass solche Gewaltmuster die andauernde Verbrämung widerspiegelten, die die deutsche Gesellschaft durchziehe.
Gleichzeitige Angriffe auf queere und trans* Menschen brachten viele weiße Schwulen- und Lesbenaktivisten in ein Bündnis mit antirassistischen Zielen. Gemeinsam strebten sie das breitere Versprechen der liberalen Demokratie an, um neue Rechte wie etwa die gleichgeschlechtliche Partnerschaft und ein Antidiskriminierungsgesetz zu sichern. Neonazis und Skinheads bedrohten die Ziele dieser Koalition.
Politiker und etablierte Medien waren weniger willens, die in der deutschen Gesellschaft verwurzelten Vorurteile ins Auge zu fassen. Sie schwankten zwischen der Beschreibung von Gewalt als individuelles, kriminelles Verhalten oder als Wachstumsschmerzen des demokratischen Übergangs in Ostdeutschland. Gesetzgeber lenkten die Aufmerksamkeit auch anderswo hin: 1993 verabschiedeten sie das “Asylkompromissgesetz”. Das neue Gesetz mit überparteilicher Unterstützung schränkte die zuvor umfangreichen, aber Bedingungen drastisch ein, unter denen Menschen in Deutschland Asyl beantragen konnten. Die Probleme der Vereinigung, so die Politiker, verlangten nach einem Ausbau der Grenzen Deutschlands und nach der Verhinderung rechter Gewalt.
Diese Botschaft fand Widerhall, weil einige vor allem weiße Schwulen- und Lesbenaktivisten den Islam ebenso wie Neonazis und Skinheads als Bedrohung ihrer Ziele sahen.
Der Ausbau von Schutzrechten für Schwule und Lesben in Deutschland wurde so zu einem Weg, über den Ängste vor Einwanderung in der Sexualität verankert wurden. Die Linke argumentierte, dass bessere Integrationsmaßnahmen, die auf die Zerstreuung muslimischer Homophobie abzielten, notwendig seien, um das demokratische Bekenntnis zu Schwulen- und Lesbenrechten zu gewährleisten. Parteien links der Mitte unterstützten urbane Bildungsinitiativen wie die 2005er “-Kampagne”, in der Organisatoren in überwiegend muslimischen Berliner Vierteln Plakate aufhängten. Einige queere Muslime entgegneten, der Islam beinhalte eine Vielfalt von Haltungen zur Homosexualität, und man müsse Probleme wie , einschließlich Rassismus und wirtschaftliche Ungleichheit, angehen, um queere Sicherheit zu gewährleisten.
Indes nutzten Politiker des bürgerlich-konservativen Lagers, die Schwulen- und Lesbenrechte überwiegend ablehnten, die gleiche Logik, um die Staatsbürgerschaftsanforderungen zu verschärfen. In Anlehnung an das niederländische Beispiel schlugen einige deutsche Bundesländer neue “Integrationskurse” vor, die von Bewerbern die Akzeptanz von Homosexualität einfordern sollten. Mitglieder der damaligen bundesrepublikanischen Regierung solche Initiativen, auch wenn sie nie die parlamentarische Zustimmung fanden.
2008 der Berliner CDU-Abgeordnete Sascha Steuer, der selbst schwul ist, dass der ebenfalls schwule Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in der Bekämpfung von Homophobie zu kurz gesprungen sei, indem er nicht deutlich gemacht habe, dass Menschen, die Gleichberechtigung nicht befürworteten, in Deutschland nicht willkommen seien. 2014 der ebenfalls schwule CDU-Abgeordnete Jens Spahn, seine christdemokratische Partei könne Wähler gewinnen, indem sie Lösungen für das Problem “türkischer Jugendlicher” anbiete, die Schwule auf den Straßen Berlins angriffen.
Selbst internationale Medien verbreiteten diese Rhetorik. Als der damalige schwule Außenminister Guido Westerwelle 2010 seinen Partner nicht auf einem offiziellen Besuch in Saudi-Arabien begleitete, warf ein Wall Street Journal-Kommentar ihm in plumper Anspielung auf die Nazi-Vergangenheit “Beschwichtigung” vor und sah in der Episode den Beweis, dass “islamische Staaten in letzter Zeit erfolgreicher darin waren, ihre Werte in den Westen zu tragen als umgekehrt.”
Von der Stadtpolitik bis zur Außenpolitik ist die Idee muslimischer Homophobie zu einem Werkzeug geworden, um die politische Härte zu festigen.
Angesichts der “neuen sozialen Frage” der CDU/CSU in den 1970er Jahren oder der Asylpolitik der SPD in den 1990er Jahren wirken die linkspopulistischen Einwanderungspolitiken von Sahra Wagenknecht beinahe überholt. Ebenso Alice Weidels rechtsgerichtetes Versprechen, deutsche Schwule und Lesben zu schützen, wenn man es neben die in der Schwulenrechtsdebatte vertretene Politik von Rassismus und Nationalismus stellt. Gemeinsam offenbaren sie, dass die Politik des Rassismus sowohl beständig als auch höchst anpassungsfähig ist, indem sie nicht als merkwürdige Ausnahmen, sondern als zentraler Teil der politischen Kalkulation in Deutschland fungiert. Wie niederländische Staatsbürgerschaftstests und Wall Street Journal-Kommentare andeuten, sickert eine solche Politik leicht über nationale Grenzen hinweg. Wir müssen demnach der Verbreitung von Rassismus in breiten Teilen des politischen Spektrums, auch wenn sie in anderen Worten verpackt wird, besonders aufmerksam folgen.
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